Beuys and me

Beuys und ich
3 works on felt

Petra Schott

For me, Beuys is a liberator, a shaman, an artist, a visionary. He set a lot of things in motion in art with his unconventional thinking. I lived in Kassel for a long time and what he did for the city with the 7000 oaks is incredible. But I also remember myself being a little horrified when I saw the huge pile of basalt stones in front of the Fridericianum. I saw Beuys at the Documenta in 1972, discussing with visitors how he presented his model of society. I was 18 years old at the time and not particularly impressed.

The truth of the matter with his works is that they have an effect over time. I have to look at them and look at them again and look at them again and then at some point they begin to speak to me.

In the works I show here in my exploration of Beuys, I have made Beuys as a human being, his everyday life and his involvement with animals the subject.
I have related my idea of Beuys to my own thoughts and my own way of working, and I have done this in a way that is new to me, simply quite freely and without any thought of what is to be created in the end. Of course, felt has to play a role, so I worked on felt. The other materials are put together as unconventionally as Beuys himself was. They are ink, India ink, tempera colours, wax crayons, paper, linen napkins.

In the first work, Beuys as a human being, I tried to capture Beuys in motion on the felt. In addition, you can see, as it were as my conversation with Beuys, a small paper work that expresses my own thoughts and my inner conversation with Beuys.

In the second work about everyday life, the shopping list cannot be missing, simply as a small ironic counterpoint to the heights of art. And of course, the shopping list must state that a rabbit must be bought for a nice Sunday roast. I have read that Beuys knew how to prepare hares exquisitely.

I admire him very much in his collaboration with animals. He radiates this love for the creature, for creation. I find that very topical. In the work on the understanding of animals that I am showing here, I also took my cue from very early drawings of his that I once saw somewhere. They are painted in delicate brown tones, I think it was ferric chloride, and are beguiling in their beauty. Since the creature is not whole, my work is also made up of individual pieces sewn together. It is a puzzle that consists of several pieces that could also be put together differently. Everything together does not make a whole. It remains piecemeal.

Annex
After I had started to deal with Beuys and finished the work described above, something strange happened. For the first time since I started painting, I decided to take a canvas off the stretcher again. I just couldn’t get on with this work. I had decided to re-stretch the stretcher. So I took the canvas off and when I turned it to the reverse side, I was enchanted by the wonderful textures and colour compositions on the reverse side that shone through very delicately, caused by the painting on the former main side. I cut the canvas into four pieces that seemed to me to preserve the structures best and continued to work with them. I like these four works that came out of this very much and I almost have the impression that Beuys answered me from the beyond, so to speak, in his way of seeing things, and he opened a door to a new way of looking at things for me.
Thank you, Beuys!!


Beuys ist für mich ein Befreier, ein Schamane, ein Künstler, ein Visionär. Er hat in der Kunst vieles in Bewegung gebracht durch sein unkonventionelles Denken. Ich selbst habe lange in Kassel gelebt und was er für Kassel mit den 7000 Eichen bewirkt hat, ist unglaublich. Aber ich weiß auch selber noch, dass ich etwas entsetzt war, als ich damals den Riesenhaufen Basaltsteine vor dem Fridericianum gesehen habe. Ich habe Beuys auf der Documenta 1972 erlebt, wie er mit Besuchern diskutiert hat, wie er sein Gesellschaftsmodell vorgestellt hat. Ich war damals 18 Jahre alt und und nicht besonders beeindruckt.

Mit seinen Werken ist es so, dass sie über die Zeit wirken. Ich muss sie anschauen und wieder anschauen und wieder anschauen und dann irgendwann beginnen sie mit mir zu sprechen.

In den Arbeiten, die ich hier in meiner Auseinandersetzung mit Beuys zeige, habe ich Beuys als Mensch, seinen Alltag und seine Auseinandersetzung mit Tieren zum Thema gemacht.
Ich habe meine Vorstellung von Beuys mit meinen eigenen Gedanken und meiner eigenen Art zu arbeiten in Beziehung gebracht und dies in einer für mich neuen Art und Weise, einfach ganz frei und ohne den Gedanken daran,  was da am Ende entstehen soll. Natürlich muss der Filz eine Rolle spielen, deshalb habe ich auf Filz gearbeitet. Die weiteren Materialien sind so unkonventionell zusammengestellt, wie Beuys selber war. Es sind Tinte, Tusche, Tempera Farben, Wachsmalstifte, Papier, Leinenservietten.

In der ersten Arbeit, Beuys als Mensch, habe ich versucht, Beuys in Bewegung auf den Filz zu bannen. Außerdem sieht man, sozusagen als mein Gespräch mit Beuys, eine kleine Papierarbeit, die meine eigenen  Gedanken und mein inneres Gespräch mit Beuys ausdrückt.

In der zweiten Arbeit über den Alltag darf der Einkaufszettel nicht fehlen, einfach als kleiner ironischer Kontrapunkt zu den Höhen der Kunst. Und natürlich muss auf dem Einkaufszettel vermerkt sein, dass  ein Hase für einen schönen Sonntagsbraten gekauft werden muss. Ich habe gelesen, dass Beuys es vorzüglich verstand, Hasen zu zubereiten.

In seiner Zusammenarbeit mit Tieren bewundere ich ihn sehr. Er strahlt diese Liebe zur Kreatur, zur Schöpfung aus. Das finde ich sehr aktuell. In der Arbeit zu dem Tierverständnis, die ich hier zeige, habe ich mich auch an ganz frühen Zeichnungen von ihm orientiert, die ich einmal irgendwo gesehen habe. Sie sind in zarten Brauntönen gemalt, ich glaube es war Eisenchlorid, und sind betörend in ihrer Schönheit. Da die Kreatur nicht heil ist, besteht auch meine Arbeit aus einzelnen Teilen, die zusammen genäht sind. Es ist ein Puzzle, dass aus mehreren Teilen besteht, die auch anders zusammengesetzt sein könnten. Alles zusammen ergibt kein Ganzes. Es bleibt Stückwerk.

Annex
Nachdem ich angefangen hatte, mich mit Beuys auseinanderzusetzen und die oben geschilderte Arbeit fertig zu stellen, geschah etwas Merkwürdiges. Zum ersten Mal, seit ich male, habe ich beschlossen, eine Leinwand wieder vom Keilrahmen abzunehmen. Ich kam einfach nicht weiter mit dieser Arbeit. Ich hatte beschlossen, den Keilrahmen neu zu bespannen. Also nahm ich die Leinwand ab und als ich sie auf die Rückseite drehte, war ich verzaubert von den wunderbaren Strukturen und Farbkompositionen auf der Rückseite, die ganz zart durchschimmerten, verursacht durch die Bemalung auf der früheren Hauptseite. Ich zerschnitt die Leinwand in vier Teilen, die mir die Strukturen am besten zu bewahren schienen, und habe damit weiter gearbeitet. Diese vier Arbeiten, die so entstanden sind, gefallen mir sehr gut und ich habe fast den Eindruck, dass Beuys mir sozusagen aus dem Jenseits geantwortet hat, in seiner Art, die Dinge zu sehen, und er hat mir damit eine Tür zu einer neuen Sichtweise geöffnet.
Thank you, Beuys!!